Zum Hauptinhalt springen
Suchformular
Wissenswertes

Geschichte der Gemeinde Friesenhagen

Das Wildenburger Land, wie das Gebiet der Gemeinde Friesenhagen auch genannt wird, liegt fernab von den großen Städten, im Norden von Rheinland-Pfalz. Das heutige Landschaftsbild mit den großen zusammenhängenden Wäldern und den verstreut liegenden Siedlungen wurde stark geprägt durch die geschichtliche Entwicklung.

Die ersten Anfänge einer dauerhaften Besiedlung sind wohl in die Zeit Karls des Großen zu setzen, obwohl eine genaue Datierung erst möglich ist, als um 1000 nach Christus das Land unter der Grundherrschaft des Bonner Stiftes St. Cassius und Florentius von der Sieg her erschlossen wurde. Auch das Reichskloster Werden (Ruhr) und die Abtei Deutz erwarben in dieser Zeit Grundbesitz in der ehemals königlichen Grenzwaldregion. Begünstigt wurde die Erschließung durch zwei uralte Fernwege: Die ost-west verlaufende Brüderstraße, eine Verbindung von Köln nach Siegen, und der süd-nord verlaufende Hileweg, eine Verbindung des Siegtales mit dem Bergischen Land. Später erwarben freie Männer Grund und Boden in dem Gebiet. Sie bildeten als Reichsfreie den niederen Adel des Landes. Neben den Besitzungen von Abteien entstanden viele neue Höfe, teils als Bauernhöfe, teils als Rittersitze. Die bekanntesten Adelsnamen waren: von Busenbach, von Crottorf, von Gerndorf, von Stade, von Altenhofen und von Dernbach. Zwischen diesen Adelsfamilien und der im freien Grund beheimateten Adelsgenossenschaft derer von Seelbach bestanden enge verwandtschaftliche Verbindungen.

Eine weitere Gruppe, die an dem Neuland Interesse zeigte, waren die freien Herren des Reiches, vornehmlich die Erzbischöfe von Köln und die Grafen von Sayn. Um die ausgedehnten Besitzungen der Abtei Werden zu verwalten, kam ein Zweig der Kölner Burggrafen von Areberg als Vögte ins Land. Sie nannten sich nach ihrem Wohnsitz die „Herren von Wildenberg(-burg)“ und gründeten eine neue Herrschaft.

Im Jahr 1418 starb das Geschlecht der Wildenburger mit Hermann von Wildenburg in männlicher Linie aus. Seine Schwester Jutta war seit 1387 mit dem Ritter Johann von Hatzfeld vermählt. Der Sohn aus dieser Verbindung, Gottfried von Hatzfeld, trat nach heftiger Fehde mit den Grafen von Sayn das Erbe an. Abgesehen von denen von Hatzfeldt war der Wildenburger Adel im Laufe der Jahrhunderte ausgestorben. Mancher Sturm ist im Laufe der Geschichte über unsere Heimat gezogen. Das Leben der Menschen bestand öfter in einem Überleben in Kampf und Leid, nur selten in bescheidenem Vergnügen und Freude. Naturkatastrophen, Hunger, Seuchen, Feuersbrünste, Raubüberfälle, Kriege und die laufenden Abgaben und Frondienste machten das Leben schwer. Eine nicht mehr zu überbietende Steigerung dieses Elends stellte der Hexenwahn im 17. Jahrhundert dar, der in unserer Heimat wütete, als die Wirren und Leiden des Dreißigjährigen Krieges allein schon unerträglich waren. Die Landesherren führten in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts den lutherischen Glauben ein. Um 1630 kamen Franziskaner nach Friesenhagen. Durch ihr Wirken wurde die Pfarrei wieder katholisch.

Friesenhagen um 1910
Nach der französischen Revolution ließ Napoleon die Herrschaft Wildenburg mit dem Großherzogtum Berg vereinen. Bei der Neugliederung nach französischem Muster wurde Wildenburg 1808 ein selbständiger Kanton im Sieg-Departement und das damals noch funktionsfähige Schloss der Amtssitz. 1815 wurde der Kanton Teil der preußischen Rheinprovinz. Preußen kam durch einen Gebietsaustausch mit Nassau in den Besitz des Wildenburger Landes, das in den Kreis Altenkirchen im Regierungsbezirk Koblenz eingegliedert wurde. Bei dieser Zuordnung ist es in der Folgezeit geblieben. 1816 kann als „Geburtsjahr“ der Bürgermeisterei Friesenhagen angesehen werden. Es erfolgte eine Aufteilung der neuen Bürgermeisterei in vier Bezirke: Friesenhagen, Hilchenbach, Steeg und Hohhäuschen. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen erhob 1821 Wildenburg und Schönstein zur Standesherrschaft.

Die Freiheitsideen der Französischen Revolution verbreiteten sich auch in den deutschen Ländern, im abgeschiedenen Wildenburger Land waren sie lange Zeit unbekannt. In kleinen Anfängen waren dadurch Freiheiten für die Bürger, die nun nicht mehr Untertanen waren, aufgekommen. 1812, 1825 und 1844 begehrten Pächter unserer Gemeinde auf und stellten Ansprüche auf Grund und Boden, den sie bewirtschafteten. Ihr Bemühen war vergeblich. Erst über 100 Jahre später sollten die Landwirte im Wildenburger Land Eigentümer ihrer Höfe werden.

Johann Peter Müller wurde 1835 die Verwaltung der Bürgermeisterei übertragen. Vorher hatte der Bürgermeister von Wissen die Verwaltung mit versehen. Ein Beigeordneter besorgte die Amtsgeschäfte. Am 1.12.1871 zählte die Bürgermeisterei 80 Wohnplätze mit 222 Wohngebäuden und 1479 Einwohnern. Die beiden prägenden Ereignisse des 20. Jahrhunderts, der Erste und Zweite Weltkrieg, haben unser Land kaum, seine Menschen aber schwer getroffen. Das Ehrenmal neben der Kirche nennt die Namen der Opfer, die wir nie vergessen sollten. Das Leid, das ihr Tod über ihre Familien brachte, kann jedoch in Stein nicht festgehalten werden. Für die Ideen des Nationalsozialismus waren die Wildenburger nicht zu begeistern. In einer Schulchronik wird berichtet, dass die Friesenhagener sich immer noch mehr an die Worte des Pfarrers als an die Ideen der Partei hielten. Die Wahlergebnisse in Friesenhagen zählten für die NSDAP zu den schlechtesten im Kreis Altenkirchen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem großen Hatzfeldt’schen Grundbesitz die landwirtschaftliche Nutzfläche ausgeklammert und zunächst der Landsiedlung Rheinland-Pfalz GmbH treuhänderisch übertragen. Das Bodenreformgesetz vom 16.10.1948 sah die Einsetzung der Pachtbauern als Eigentümer vor. Jetzt begannen in kurzer Folge umfangreiche Aus- und Erweiterungsbauten der Höfe. Der Landwirt Willi Bröhl aus Höferhof wurde 1948 erster frei gewählter Bürgermeister. Ihm folgte 1960 Fritz Greßnich als hauptamtlicher Bürgermeister. In dieser Zeit wurden 1515 Personen in der Gemeinde gezählt.

Jahrhunderte lebte die Bevölkerung von der Landwirtschaft, vereinzelt vom Bergbau. Mangels jeglicher Industrie wanderten vor allem junge Leute über die Grenze in die Nachbargebiete, wo sich günstigere Lebensbedingungen boten. Dank der Ansiedlung von Industriebetrieben, besonders im Raum Steeg, änderte sich dies in den sechziger Jahren. Das Gewerbesteueraufkommen konnte deutlich gesteigert werden. Erst jetzt war es der Gemeinde möglich, wichtige Aufgaben der Infrastruktur zu erfüllen und damit die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Das große Straßen- und Wegenetz wurde weiter ausgebaut, eine neue Schule am Blumenberg und ein Kindergarten errichtet sowie neue Baugebiete erschlossen. Im Jahr 1968 wurde das gesamte Gebiet der Gemeinde zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. 1971 endete die amts- bzw. verbandsfreie Zeit. Die Gemeinde Friesenhagen wurde der Verbandsgemeinde Kirchen angegliedert. Wegen der weiten Entfernung nach Kirchen blieb eine Außenstelle der Verwaltung im Ort. Nachdem Fritz Greßnich 1975 Verbandsbürgermeisters geworden war, erhielt die Ortsgemeinde mit Hermann Mockenhaupt wieder einen ehrenamtlichen Bürgermeister.

Mit der Gewerbe- und Industrieansiedlung ging die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe deutlich zurück. Vor allem kleinere Nebenerwerbsbetriebe wurden aufgegeben und deren Nutzfläche überwiegend von benachbarten Vollerwerbsbetrieben übernommen. Gleichzeitig erfolgte eine starke Verschiebung der Bodennutzung von der Acker- zur Grünlandwirtschaft. Damit verbunden war eine Intensivierung der Rindviehzucht. Die zum Teil geringwertigen Böden, reichliche Niederschläge, starke Hanglage und die sprunghafte Mechanisierung der Landwirtschaft führten mit zu dieser Entwicklung. Nach der Gemeindestatistik wohnten am 30.6.1991 1832 Einwohner in 436 Häusern. Auch heute noch spielt die Landwirtschaft im Wirtschaftsleben der Ortsgemeinde eine bedeutende Rolle.

Auszug entnommen dem Buch:

„Kein schöner Land… WILDENBURGER LAND“