Wissenswertes
Die Gründung des Dorfes Brachbach
Weder aus der Keltenzeit noch aus der Karolingerzeit sind Beweise vorhanden, dass der Mensch sich im heutigen Dorfgebiet eine Wohnstätte errichtete und den Boden nutzte. Wohl finden sich in den Bergen der Brachbacher Gemarkung einige Stellen, die auf eine sehr alte Eisenerzverarbeitung schließen lassen, aber damit ist nicht der Beweis erbracht, dass die Eisenerzsucher, Erzschmelzer und Schmiede im Tal gesiedelt hatten. Die Niederlassung im Tal wird wahrscheinlich erst zu dem Zeitpunkt erfolgt sein, als man auf der Suche nach Nahrungsquellen für Tier und Mensch vom Berg ins Tal stieg und günstige Nutzungsflächen fand oder freimachte. Dabei wird der Mensch auch sein Augenmerk auf die Möglichkeit, eine Wohnstätte errichten zu können, gerichtet haben.
Dazu waren trockene Lage, Wasser, Weide und Ackerland notwendig. Wann nun Menschen an der Stelle im Tal der Sieg die ersten Wohnplätze errichteten, die in langer Entwicklungszeit zum Dorfbild von Brachbach wurden, ist unbekannt. Keine mündliche Überlieferung oder schriftliche Aufzeichnung berichtet aus jener Zeit. Man kann sich nur an die allgemeinen Angaben der Heimatforscher halten, um sich ein Bild von den Anfängen dieses Dorfes zu machen. Danach ist als ziemlich sicher anzusehen, dass einzelne Erzsucher, die auch Bauern und Viehzüchter waren, ihre Wohn- und Wirtschaftsgebäude an günstigen Stellen des heutigen Ahligsseifens, und zwar in Mündungsnähe, errichteten und Einzelhöfe bildeten. Mit der Hebung der Eisenerzverarbeitung wird sich die Menschenzahl und damit die Anzahl der Häuser vergrößert haben. Damit war der Kern einer späteren Dorfbildung geschaffen.
Der Wald lieferte das Holz zum Hausbau, der Boden den Lehm zum Ausfüllen der Fachwerke, der Fluss das Schilf zum Dachdecken. Später kamen Stroh und, nach Entdeckung der Schieferlager, Schiefer für das Dachdecken zur Verwendung. Der Platz der Siedlung ist in der Silbe "bach", die Stelle der ersten Hausbauten in der noch heute gebrauchten Bezeichnung "Auf dem Ort" angegeben. Aus den Einzelhöfen entwickelte sich langsam, begünstigt durch die fränkische Verwaltungsordnung, das Dorf. In welchem Jahr der Dorfcharakter erreicht war, d.h. die Siedlung als Dorf benannt wurde, wird wohl unbekannt bleiben. Was durch Zufall oder Studium der wenigen Unterlagen über Brachbach gefunden wird, erzählt schon vom Dorf Brachbach.
Erwähnung des Ortes Brachbach
Da ist zunächst eine Abrechnung des Freusburger Rentmeisters Cornelius von Breda aus der Zeit von Juni 1471 bis Juni 1472. In ihr sind die Einnahmen aus der Hauptsteuer, der Bede, dann das Fleisch- und Kuhgeld, der Landzoll, der Zehntenzoll vom Eisenstein und die Einnahmen von Wiesen und Äckern angegeben. So lesen wir in der Rentmeisterrechnung unter Faßgulden von Wiesen und Äckern:
Item Aetrnt zoe Brachtpach 1 1/2 Pfd.
unter Einnahmen von verschiedenen Sachen:
Item wetten van die van Brachtpach van Koch 12 albus
unter Küchenrechnung für die 3. Woche des Monats Juni 1471 u.a. folgenden Einkauf:
Item 1 kalff om Heen van Brachtpach 4 albus
(Staatsarchiv Koblenz, Abt. 30, Nr.: 8072, fol. 4,6,9)
Mit diesen Angaben ist die bis jetzt bekannte, früheste belegte Nennung des Dorfes gegeben.
Die Bede, die älteste Steuer, war eine Vermögenssteuer von Gebäuden, Grund- und Bodenbesitz. Zuerst wurde sie erbeten, dann war sie Pflicht. Im Mai und im Herbst wurde die Bede eingezogen. Fleisch- und Kuhgeld war die Besteuerung des gehaltenen Viehs. Jede Kuh kostete an Steuer 3 Kreuzer. Für Ochsen und Pferde war je Tier eine Karre "Wachtholz und Christband" zu entrichten.
Eine zweite Nennung findet sich in einem Vertrag zwischen Wiejand von Widdersbach und dem Grafen von Sayn vom 7. September 1512. Darin übergab Wiejand von Widdersbach seinen Besitz gegen eine Versorgung bis zum Lebensende dem Grafen von Sayn. Unter dem Namen der Gerichtsschöffen, die den Vertrag beglaubigten, findet sich auch der Name des Schultheißen Heintze von Brachbach. In einer Akte vom 17. Juli 1499 wird ein Heyntze vom Brachtbach genannt. Damit ist eine abermalige recht frühe Nennung des Dorfes gegeben worden. Weil Heyntze einige Jahre später in einem Vertrag als Schultheiß erscheint, ist anzunehmen, dass er der erste Schulheiß oder einer der ersten Schultheißen gewesen war.
Ausführliche Angaben des Namens Brachbach
1542 erscheint Brachbachs Name in einem Fischereivertrag, der mit der Herrschaft Freusburg bei einem Pachtvertrag von 4 albus abgeschlossen wurde.
Die ersten ausführlichen Angaben über die Gemeinde Brachbach machte im Jahre 1742 der Amtsaktuar Johann Heinrich Lamprecht, als er dem Geheimen Etatsminister Freiherr von Seckendorff eine Beschreibung der Ämter Freusburg und Friedewald zu erstellen hatte. In dieser Beschreibung, die Herr Dr. W. Güthling, Siegen, herausgegeben hat, ist zu lesen:
Brachbach hat 34 Räuche, 227 Morgen Acker und Wiesen, das Revier beträgt sich 1 Stunde, gibt Schatz 5 Rtlr. 24 albus 7 1/2 d. Die Sieg fließt unter dem Dorfe vorbei, eine herrschaftliche Mühle steht bei dem Dorfe, hat eine Eisenhütte, ist ein Grenzdorf und grenzt an Nassau-Siegen wie auch Selbachschen Grund. Die Einwohner sind Acker- und Bergwerksleute katholischer Religion und hat ziemlich gemeinschaftliche Waldungen, daselbst ist auch befindlich ein herrschaftlicher und sogenannter Höhewald, so aus Eichen und Buchen besteht und im Umfang 1 1/2 Stunde ausmacht.
Schatz war die Abgabe der Gemeinfreien, um sich vom Kriegsdienst freizukaufen. Später wurde daraus ein Steuerzwang, der Schatz wurde nach dem Besitz festgelegt. Vor 1709 kamen 2/3 des Schatzes von liegenden Gütern, 1/3 von Räuchen, Vieh und Hüttentagen. Nach 1724 gab es nur jährliche Schatzsätze. Bis zum Jahre 1724 war der Schatz in drei Terminen zu zahlen. Zum Schatze zählte man auch den "Zehnde Stein", den Zehntezoll vom Eisenstein, der vom "Steinmesser" abgemessen und vom Bergmeister verrechnet wurde.
Heute haben sich verschiedene Betriebe des Mittelstandes in Brachbach angesiedelt. Der Bergbau wurde ganz eingestellt. Brachbach gehört als eine von sechs Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde Kirchen an.